amerikanischer Literaturwissenschaftler und Schriftsteller; 1956-1995 als Fellow und Professor tätig, zunächst in Princeton, dann 1969-1969 am Churchill College in Cambridge und 1974-1994 an der Universität Genf; prägender Vertreter einer komparatistischen, auf der Hermeneutik beruhenden Literaturwissenschaft; variierte wissenschaftliche Fragen auch in fiktiven Büchern
* 23. April 1929 Paris (Frankreich)
† 3. Februar 2020 Cambridge (Großbritannien)
Herkunft
Francis George Steiner, jüdisch, wurde 1929 in Paris geboren. Seine Mutter Else stammte aus dem Elsass. S.s Vater, der Jurist Dr. Frederick George Steiner (1890-1968), aus dem tschechischen Lidice stammend, hatte sich in Wien aus einfachen Verhältnissen zum einflussreichen Bankier hochgearbeitet, war aber schon 1924 nach Paris gezogen, da er mittelfristig mit antisemitischen Ausschreitungen in Österreich gerechnet hatte. Kurz vor dem deutschen Einmarsch emigrierte die Familie 1940 über Genua nach New York. Sein Vater, der dort als Anwalt und Investmentberater tätig war, brachte S. schon vor der Schulzeit antike Literatur im Original nahe, die Mehrsprachigkeit lebte ihm seine Mutter vor.
Ausbildung
S. wuchs wie selbstverständlich dreisprachig (Englisch, Französisch, Deutsch) auf und besuchte in Paris das exklusive Lycée Janson-de-Sailly. Ab 1940 ging er auf ein französischsprachiges Gymnasium in Manhattan. Danach studierte er Mathematik und Physik an der University of Chicago, wo er 1949 den Bachelor-Grad erwarb. Dann verlegte er ...